Hessischer Bildungsserver / Medienbildung / Schule@Zukunft

Das Internet im Unterricht – Die Methode WebQuests

Inhalte zusammengefasst als Video: https://www.youtube.com/watch?v=opw1M7AKcKg

 

Die Methode WebQuest

Der Begriff ‚WebQuest‘ setzt sich zusammen aus dem ‚world wide web‘ und ‚Quest‘ (Suche, Aufgabe). Häufig wird es auch als abenteuerliche Spurensuche beschrieben. Zentral ist dabei jedoch, dass es gerade nicht darum geht, dass die Schülerinnen und Schüler eigenständig Internetseiten- & -quellen suchen, sondern ihnen die Internetquellen als Links zur Verfügung gestellt werden und die Schülerinnen und Schüler dann ‚lediglich‘ nach Informationen suchen und sich somit weniger im Internet ‚verlieren‘ können.

Entwickelt wurde die Methode 1995 in San Diego von Dodge & March an der San Diego University in Kalifornien entwickelt. Anschließend wurde sie von Moser im deutschsprachigen Raum etabliert.

 

Eingesetzt werden kann die Methode in jedem Fach und auch in jeder Klassenstufe. Es empfiehlt sich jedoch ab Klassen Stufe 3/4. Mit WebQuests kann projektorientiert und fächerübergreifend gelernt werden. Zudem wird das selbstgesteuerte und eigenständige Lernen durch den Aufbau von WebQuests gefördert. Da die Schülerinnen und Schüler die WebQuests meist in Kleingruppen bearbeiten, wird zudem die Kooperationsfähigkeit gefordert sowie gefördert. Eine klare Aufgabenstellung und klare Anforderungen innerhalb des WebQuests ermöglichen im Anschluss zielgerichtete Rückmeldungen sowie eine Reflexion des Lernprozesses.

 

Aufbau von WebQuests und PrimarWebQuests

WebQuests sind dabei meist im Internet zur Verfügung gestellte Webseiten, die einem gewissen Aufbau folgen. Dieser ist je nach Autor unterschiedlich.

Für die Primarstufe wurde ein Aufbau von Schreiber (vgl. Schreiber & Kromm 2020) entwickelt und erprobt, wobei diese WebQuests passenderweise PrimarWebQuests genannt werden.

Die Webseite hat dann folgenden Aufbau:

Einleitung: Die Einleitung bildet einen kurzen, verständlichen Einstieg in das Thema. Diese dient dazu, die Schülerinnen udn Schüler zu motivieren und ihr Interesse am Thema zu wecken. Häufig wird hierfür ein Bezug zwischen Lebenswelt der Kinder und dem Inhalt hergestellt. Die Einleitung sollte im Unterricht durch die Lehrkraft ergänzt werden.

Projekt: Die Projektbeschreibung erfolgt auf der Seite ‚Projekt‘. Die ursprünglichen Kategorien Aufgabe und Vorgehen [9] sind hier zusammengefasst. Dennoch ist die Aufteilung noch erkennbar, da zu Beginn ein kurz gehaltener Text die Aufgabe skizziert und in einer folgenden Tabelle die einzelnen Arbeitsschritte übersichtlich aufführt. Besonders wichtig ist die Unterteilung in einzelne Schritte, damit die Aufgabe insgesamt besser zu lösen ist. Um alle Teilaufgaben immer vor Augen zu haben, lassen sich die Arbeitsschritte im Optimalfall nochmals über einen entsprechenden Button separat ausdrucken.

Quellen: Es werden in erster Linie Quellen aus dem Internet genutzt. Allerdings sollten nicht nur Internetseiten zur Bearbeitung der Aufgabe verwendet werden. Auf einem Materialtisch kann von Kinderlexika über CDs oder Materialien bis hin zu Zeitungen alles zur Verfügung gestellt werden. Prinzipiell ist jede Quelle denkbar, soweit sie sinnvoll zur Erschließung des Themas passt. Die Quelle sollte vorher ausgewählt worden und für die Kinder direkt zu erreichen sein. Außerdem muss der Inhalt für die Lerngruppe verständlich sein. Hier kann es erforderlich werden, verschiedene Quellen der Lerngruppe entsprechend zu überarbeiten oder zu verändern.

Anforderungen: Unter diesem Punkt werden die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler kurz und verständlich formuliert, den Kindern transparent gemacht. Diese Anforderungen dienen als Grundlage für die Lerngruppen, sich selbst einschätzen zu können. Ihre eigenen Einschätzungen bezüglich ihrer Leistungen halten sie auf dem Bewertungsbogen fest, den sie sich direkt von der Anforderungsseite aus ausdrucken können. Er dient dann als Basis in einem Reflexionsgespräch mit der Lehrkraft.

Ausblick: Er sollte thematisch möglichst mit der Einleitung verknüpft sein und somit auch einen Ausblick auf die Lebenswelt der Kinder bieten. Dies kann in Form von weiterführenden Fragen oder durch Verweise auf die Anwendbarkeit der gemachten Ergebnisse geschehen. Als Angebot einer Binnendifferenzierung kann der Ausblick genutzt werden, wenn es den Schülerinnen und Schülern möglich ist, über einen weiterführenden Link Wissen zu vertiefen oder zu testen.

 

Arten von WebQuests

Je nachdem welches Ziel ein WebQuest verfolgt und welche Art Produkt erstellt werden soll, werden unterschiedliche Arten von WebQuests unterschieden. Genannt seien hier Klassifizierungen von Gerber (2003) und Wagner (2007).

Beispielsweise kann es darum gehen, Informationen wiederzugeben und zusammenzustellen, ein Rätsel oder ein Problem zu lösen, etwas zu planen oder zu entwerfen, ein kreatives Produkt, wie z.B. ein Hörspiel zu erstellen oder aber beim Recherchieren in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen, um im Anschluss ein Rollenspiel durchzuführen.

 

Geförderte Kompetenzen im Sinne der KMK

WebQuests fördern insbesondere den Kompetenzbereich ‚Suchen, Verarbeiten und Aufbewahren‘. Durch die Auseinandersetzung mit den Internetquellen entnehmen die Schülerinnen und Schüler Informationen, verarbeiten sie und transformieren sie in ein neues Produkt. Je nachdem, welches Produkt im Vordergrund steht, können hierbei auch Kompetenzen im Bereich ‚Produzieren und Präsentieren‘ gefördert werden.

Durch die Arbeit mit den unterschiedliche Internetseiten lernen die Kinder Medienangebote, deren Vielfalt und Gestaltungsmittel kennen. Dabei können verschiedene Internetquellen und Angebote analysiert reflektiert und mit analogen Informationsquellen verglichen werden. Gleichzeitig bauen sie ein Qualitätsbewusstsein für Internetseiten auf.

Wo sind WebQuests und PrimarWebQuests zu finden?

1. Der Hessische Bildungsserver – Mauswiesel

Mauswiesel bietet eine Vielzahl an WebQuests zu unterschiedlichen Fächern und auch die Möglichkeit durch einen Generator eigene WebQuests zu erstellen.

Dabei gibt es in Mauswiesel nicht nur WebQuests, sondern auch Lernpfade. Lernpfade sind vor allem für den Einstieg in die Arbeit mit WebQuests geeignet und empfehlen sich auch bereits für die Klassenstufe 2.

Lernpfade:

https://mauswiesel.bildung.hessen.de/wissen/portal/lernpfad/index.html

WebQuests: https://mauswiesel.bildung.hessen.de/wissen/portal/webquest_mausiesel/index.html

2. Die Zentrale für Unterrichtsmedien – ZUM

Die ZUM bietet eine Vielzahl an WebQuests zu unterschiedlichen Fächern und auch die Möglichkeit durch einen Generator eigene WebQuests zu erstellen

http://www.zum.de/GrundschulWebQuest/

3. PrimarWebQuests der Uni Gießen

Die Justus-Liebig-Universität in Gießen erstellt seit Jahren PrimarWebQuests im Bereich Didaktik der Mathematik mit Studierenden. Diese werden in Seminaren in der Schule erprobt und anschließend im Internet zur Verfügung gestellt.

https://podcast.math.uni-giessen.de/primarwebquest/webquests/

4. WebQuests der Universität Frankfurt

Die Goethe-Universität in Frankfurt stellt in ihrem Projekt DigLL WebQuests für Studierende und auch PrimarWebQuests für Schüler*innen, teils auch bilingual, bereit.

https://math-studwq.sd.uni-frankfurt.de/digll/

Wie können WebQuests selbst erstellt werden?

Zunächst sollte man sich als Lehrkraft überlegen, was und wie die Schülerinnen und Schülern erarbeiten sollen. Welche Inhalte sollen sie im WebQuest vorfinden und bearbeiten.

Anschließend müssen die entsprechenden Quellen für die Kinder gesucht werden. Dabei sollten zielgruppenspezifische Web-Angebote gesucht werden. Dafür können Kindersuchmaschinen genutzt werden oder aber auch Mauswiesel, um geeignete Internetseiten zu finden.

WebQuests können mit Hilfe der o.g. Generatoren selbst erstellt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, diese mit Generatoren für Webseiten zu erstellen. Zu nennen seien hier weebly, Jimdo oder auch Wordpress. Mit vorgefertigten Templates können Videos, Bilder und Texte eingebunden werden.

Eine weitere Möglichkeit bietet der Hessische Bildungsserver mit Moodle. Dort gibt es die Möglichkeit, Dinge mit H5P einzubinden. Dies ist ein Tool, das es ermöglicht, in Moodle bildschirmfüllend etwas darzustellen, wie in diesem Beispiel zu sehen:

 

 

Stolpersteine beim Erstellen eigener WebQuests

Die Pflege des WebQuests und auch der Links ist unerlässlich. Häufig ziehen Internetlinks um. Sind die Links dann in dem jeweiligen WebQuest nicht mehr anwählbar, kann das komplette WebQuest nicht mehr genutzt werden. Daher sollten diese gut gepflegt und evtl. die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme zur Erstellerin oder zum Ersteller des WebQuests dargeboten werden.

Bevor Sie ein WebQuest im Unterricht einsetzen, sollten Sie dieses auch im Internet der Schule testen. Manche Seiten können aufgrund von Netzfiltern innerhalb der Schule nicht angewählt werden.

Einsatz von WebQuests im Unterricht

Um WebQuests gewinnbringend einsetzen zu können, sollten die Schülerinnen und Schüler bereits eine gute Lesekompetenz mitbringen. Denkbar wäre allerdings auch die Nutzung einer inzwischen tollen, technischen Möglichkeit, sich Texte vom jeweiligen Endgerät vorlesen zu lassen. Dennoch empfiehlt sich der Einsatz von WebQuests eher erst ab Ende Klassenstufe 3 oder 4.

Dabei kann folgender Ablauf nach Schreiber im Unterricht gewinnbringend sein:

1. Einführung:

Das jeweilige, zu bearbeitende WebQuest wird in einer Art Präsentation vorgestellt. Dazu werden der Aufbau, die Aufgabe, das Ziel und auch die Anforderungen des WebQuests besprochen.

Weiterhin können technische Details den Kindern erläutert werden: Wie funktioniert die Navigationsleiste? Was ist ein Link? Was ist Scrollen? Wie können Links geöffnet und geschlossen werden?

2. Umgang mit Quellen:

Anschließend können die Lernenden damit beginnen, das WebQuest zu bearbeiten.

3. Zwischenbilanz:

Es hat sich bewährt, eine Art Zwischenbilanz durchzuführen, um den Arbeitsprozess zu reflektieren sowie den aktuellen Arbeitsstand zu besprechen und auch noch einmal auf das Ziel und die jeweiligen Anforderungen in dem WebQuest hinzuweisen.

4. Weiterarbeit

Anschließend können die Schüler*innen ihr WebQuest selbstständig weiterbearbeiten.

5. Präsentation

In der Präsentation wird das jeweilige von den Schüler*innen erstellte Produkt vorgestellt, je nach Art des WebQuests kann dies eine andere Art Präsentation sein.

6. Besprechung des Bewertungsbogens

Der letzte Punkt ist das Ausfüllen und Besprechen des Bewertungsbogens. Dieser kann eine Grundlage sein, um innerhalb der Gruppe den Arbeitsprozess zu reflektieren oder aber auch mit der Lehrkraft ins Gespräch zu kommen.

Literatur:

Gerber, Sonja (2003) Online- News Ausgabe 16, S.7-20. Online unter: http://www.leu-bw.de/beruf/projektg/online/onews/news16/kap1.pdf

Schreiber, Chr., & Kromm, H. (2020): Projektorientiertes Lernen mit dem Internet. PrimarWebQuest. Hohengehren: Schneider.

Wagner, W.R. (2007): Typologie von WebQuests. Die Aufgabenstellung als Basis von WebQuests. Computer + Unterricht 17 (67), S.10-13.