Hessischer Bildungsserver / Medienbildung / Schule@Zukunft

Den Umgang mit dem Internet lernen

Chancen, Risiken und Einsatzmöglichkeiten des Internets im Unterricht

Der Umgang mit dem Internet und im Speziellen mit dem Web 2.0 ist ein fester Bestandteil der Lebenswelt unserer Schüler geworden. Dabei ist gerade der Umstand von Bedeutung, dass viele der angebotenen Dienste zunächst einmal kostenfrei sind bzw. es zu sein scheinen. Die Bezahlung für die Nutzung der Dienste erfolgt im harmlosesten Fall über die Mitarbeit an einem Dokumentationsprojekt [1] oder die Mitwirkung bei der Erstellung und Verdichtung Publikumsrelevanter Informationen [2]. Im schlimmsten Fall erhalten die Anbieter der Dienste zentrale Informationen aus und über das Privatleben ihrer Nutzer, die ihnen gemäß ihrer Geschäftsbedingungen dann oft sogar auch frei zur Verfügung stehen [3]. Nicht selten werde solche Daten an die sogenannten Datenkraken weiterverkauft und mit bereits existierenden Erkenntnissen über den Nutzer vernetzt. Solche Datensätze können pro Person auf dem freien Markt für bis zu 15$ verkauft werden. Daneben kann ein allzu freizügiger Umgang mit "privaten" Äußerungen oder Bildern auch nachhaltige Folgen für die persönliche Karriere oder die Chancen bei einer Bewerbung haben:

[ ... sollten Internetnutzer keinesfalls zu offenherzig sein, denn das "ausgoogeln" ist
mittlerweile eine gängige Methode, um Einblick in das Leben anderer zu bekommen. Das
machen sich auch Personaler zu nutze, wie eine neue Studie im Auftrag der Bundesregierung
beweist: Die deutschen Arbeitgeber greifen bei ihrer Personalauswahl systematisch auf
persönliche Daten von Bewerbern aus dem Internet zurück.

Keine Einladung zum Vorstellungsgespräch

Wie laut einem Bericht der Berliner Zeitung aus einer Studie im Auftrag der Bundesregierung
hervorgeht, fragen die Arbeitgeber dabei auch persönliche Informationen wie Hobbys,
Interessen, Meinungsäußerungen oder auch private Vorlieben ab. Viele Bewerber würden
dann wegen oft arglos ins Internet gestellter Angaben später nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Der Studie zufolge erklärte über ein Viertel der befragten Unternehmen (28 Prozent), sie würden bei der Auswahl von Bewerbern gezielt Informationen aus dem Internet benutzen. In vier von fünf Fällen geschieht dies bereits vor einer möglichen Einladung zu einem Vorstellungstermin. [4] Sueddeutsche Zeitung - Schnüffelnde Personaler 21.8.2009]

 

Dem gegenüber stehen die Chancen, die die Arbeit im offenen Web 2.0 bietet. Die Schüler haben Zugriff auf eine Vielzahl qualititiv hochwertiger Informationen, üben diese aufgrund iherer Herkunft zu bewerten, lernen aber auch gut von schlecht zu unterscheiden. Weiterhin haben sie die Möglichkeit unter realistischen Bedingunen und über Sprachgrenzen hinweg die Techniken einer professionellen und gleichzeitig weit verbreiteten Art der Zusammenarbeit zum Aufbau eines Gemeinschaftswissens einzuübern. Dabei handelt es sich um Techniken, die in der Unternehmenskommunikation sowie im Wissensmanagement weit verbreitet sind.

Durch den Einsatz von Web-Techniken im Unterricht können die Schüler zu einem bewussten Umgang mit ihren persönlichen Daten erzogen werden und gleichzeitig die modernen Kommunikationstechniken unter realistischen Bedingungen erlernen. Dabei geht es immer auch darum bewerten zu können, welche Informationen man an wen für welche Leistung abgeben muss. Ein nachhaltiger und bewusster Umgang mit persönlichen Daten im Internet muss in jedem Fall Teil der "Informationstechnischen Grundebildung" der Schüler sein.

Zusammenfassend ergeben sich folgende Chancen und Risiken für die Nutzung von Diensten des öffentlichen Netzes in der Schule. 

 
Risiken Chancen

Die Lehrkraft hat unter Umständen keine ausreichende Kontrolle über die im Rahmen des Unterrichts erstellten Inhalte und kann somit bei einer Fehlbenutzung nicht einschreiten.

Viele der frei verfügbaren Dienste sind den im Rahmen der Lernplattformen angebotenen Programmen technologisch weit überlegen (siehe Google-Dienste)

Fehleinschätzung der Gefahren durch die Lehrkraft

Übung des Umgangs mit Internet-Diensten unter der Anleitung einer Lehrkraft

Eine zu starke Öffentlichkeit kann für den Lernprozess der Schüler hinderlich sein

Einübung von Web-Kollaborationstechniken unter realistischen Bedingunen

Die veröffentlichten Daten lassen sich oft nur schwer wieder löschen (siehe z.B. Facebook).

Aufzeigen der Möglichkeiten einer effizienten und effiktiven Internetnutzung

Das Deaktivieren von Social-Network-Konten bedeutet nicht, dass die Informationen aus dem Speicher der Suchmaschinen umgehend verschwinden.

Durch die Nutzung beliebter Internet-Dienste könnte eine zusätzliche Motivation bei den Schülern geschaffen werden

                                          

Die Öffentlichkeit von Arbeitsergebnissen kann gerade für gute Schüler sehr motivierend wirken

  Durch die Einbindung des Web 2.0 in den Unterricht kann bei den Schülern ein Bewustsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit persönlichen Daten im Internet geschaffen werden

 

Worauf sollte man bei der Auswahl eines Internetdienstes für den Unterricht oder für die private Nutzung achten?

 

Datenschutz

  • Wem gehören die gespeicherten Daten?
  • Wer darf / kann meine Daten lesen?
  • An wen können die Daten ggf. weitergegeben werden?
  • Ist es möglich, die eigenen Daten zu löschen?
  • Ist es möglich, den eigenen Account wieder zu löschen?
  • Welche persönlichen Angaben muss man für die Nutzung des Services machen?

 

Anbieter und Geschäftsmodel (AGBs)

  • Ist der Service kostenlos?
  • Womit verdient der Anbieter sein Geld (Werbung, Verkauf persönlicher Informationen, ...)?
  • Ist der Anbieter vertrauenswürdig (Briefkastenfirma vs. Google) - im Internet nach Kommentaren suchen?
  • Wiegen die Kosten (Geld oder persönliche Daten) den Nutzen auf?

 

Beim Anmelden und der Arbeit mit dem Dienst

  • Sind Haken gesetzt, die mein Einverständnis für Werbung, Newsletter, etc erklären oder mich im System anmelden, sobald ich Online bin (z.B. Goolge)?
  • Welche Art von Menschen benutzen diesen Service?
  • Welche meiner persönlichen Informationen sind öffentlich (mit Google auffindbar)?
  • Kann ich die Öffentlichkeit meiner persönlichen Daten steuern?
  • Welche Informationen aus meinem Privatleben kann ich gefahrlos preisgeben?
  • Gibt es die Möglichkeit einer anonymen Nutzung (bitte keine Decknamen verwenden, die bereits in anderen System existieren)?
  • Benötige ich diesen Dienst wirklich (Leistungsbeschreibung durchlesen)?

 

[1]   Ubuntu User-Group
[2]   Leo - Online-Wörterbuch
[3]   Google
[4]   Schnüffelnde Personaler