Hessischer Bildungsserver / Medienbildung / Schule@Zukunft

Vorbemerkungen

Auf die deutschen Schulen rollt derzeit eine „EDV-Welle“ in einem Ausmaß zu, die man vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten hatte. Nahezu alle Bundesländer planen oder verabschieden bereits umfangreiche Ausstattungsoffensiven für den Einsatz neuer Technologien im Unterricht. Parallel dazu finden breit angelegte Fortbildungsmaßnahmen für alle Lehrerinnen und Lehrer statt, die einen fachlich fundierten und pädagogisch sinnvollen Einsatz dieser neuer Technologien im Unterricht gewährleisten sollen.

Verfügen Grundschulen derzeit meist noch über Peer-to-Peer-Netzwerke, so finden sich in weiterführenden Schulen bereits 50 und mehr vernetzte PC. Mit einem zentralen File- und Kommunikationsserver weisen sie IT-Strukturen auf, wie sie auch in kleineren und mittleren Unternehmen zu finden sind. In beruflichen Schulen schließlich kann man mit ihren bis zu 400 vernetzten PC schon von durchaus komplexen Netzwerkstrukturen sprechen, die eine professionelle Organisation und Administration erfordern. Eine zentrale Anbindung aller Computer an das Internet ist in schulischen Netzwerken Standard und Intranets werden zunehmend in den Schulen selbst, aber auch auf Schulträgerebene eingerichtet. CD-ROM-Server oder zentral bereitgestellte CD-ROM-Pools erlauben Schüler und Lehrer umfangreiche Recherchemöglichkeiten auch außerhalb des Internet und damit auch den Zugriff auf mehr „klassische“ Informationsmöglichkeiten wie etwa Lexika oder Atlanten.

So sehr die Investitionen der kommunalen Schulträger in die IT-Strukuren der Schulen zu begrüßen sind, so wenig schenkt man deren anschließender Einrichtung und ständiger Erhaltung, auch Support genannt, genügend Beachtung. Anders als in Behörden oder im kommerziellen Umfeld gibt es in Schulen keine „persönlichen“ Computer, für die in der Regel ein Anwender verantwortlich ist, sondern „öffentliche“, d.h. anonyme Computer, die im Laufe einer Unterrichtswoche bis zu 20 oder mehr wechselnden Benutzern ausgesetzt sind. All diese anonymen Anwender stellen ein nicht zu unterschätzendes Manipulationspotential dar und hinterlassen mehr oder weniger Spuren auf den Computern. In Ermangelung eines „persönlichen“ Betreuers muss hier der Systembetreuer eines schulischen Netzwerkes für alle Computer die Rolle des „Ziehvaters“ übernehmen und dafür durch geeignete Maßnahmen Sorge tragen, dass alle Schüler und Lehrer jederzeit funktionstüchtige und identisch konfigurierte Computer vorfinden. Diese Administrierungsmaßnahmen werden in der Regel von Lehrer und Lehrerinnen wahrgenommen, deren Engagement als „Freizeitadmins“ infolge fehlender finanzieller Mittel oder Stunden-Entlastungen derzeit noch in keiner angemessen Weise honoriert werden. Es gilt, die angesprochenen Belastungen der Systembetreuer möglichst gering zu halten und andererseits eine hohe Verfügbarkeit der schulischen IT-Struktur zu gewährleisten, die sich aber vor dem Hintergrund fehlender finanzieller und personeller Ressourcen am Prinzip der Verhältnismäßigkeit der Mittel orientieren muss!

  • Die Computerarbeitsplätze in den Unterrichtsbereichen müssen leistungsfähig und robust sein. Dies bedeutet, dass die vielfältigen Programme, die in den Schulen eingesetzt werden, auf ihnen ablaufen können. Dies gilt im besonderen für multimediafähige Software. Die Forderungen nach Stabilität und Leistungsfähigkeit gilt auch für die im Unterrichtsbereich eingesetzten Peripheriegeräte.

  • Alle vernetzten Computer müssen durch geeignete Sicherheitsmaßnahmen in hohem Maße manipulationsresistent sein, um so einerseits eine hohe Verfügbarkeit und andererseits eine identische Konfigurationen zu gewährleisten. Damit soll insbesondere auch den Kolleginnen und Kollegen, die in Sachen Systembetreung keine oder nur sehr geringe Erfahrung besitzen, die Angst vor Technikproblemen in ihrem Fachunterricht genommen wird. Ganz gleich, was der Vorgänger mit dem PC auch alles angestellt hat – beim nächsten „Boot“ ist alles wieder gut!

  • Die Netzwerkbetriebssysteme und die Server müssen eine hohen Grad an Stabilität aufweisen, um eine ständige Verfügbarkeit der Netzwerkdienste (Datei-, Druck-, Internet-, Mail-Dienste) zu gewährleisten. Gleichzeitig müssen sie aber auch leicht und überschaubar zu administrieren sein. Entsprechende Tools und Hilfsprogramme müssen für die Administratoren zur Verfügung stehen. Die Absicherung der Server muss so gestaltet sein, dass mit relativ geringem Arbeits- und Zeitaufwand und ohne spezielles Know-How ein nicht mehr funktionierender Server wiederhergestellt werden kann.

  • Die Netzwerkverkabelungsstrukturen sollen stabil und zukunftssicher ausgelegt sein. Dies bedeutet, dass bei der Planung eines Schulnetzwerkes auch hochwertige Kabel und Netzwerkkomponenten berücksichtigt werden müssen.

  • Die Installation neuer Computer mit Betriebssystem und Anwendersoftware muss von zentraler Stelle aus möglich sein. Gleiches gilt auch für die Verteilung neuer Software auf die Arbeitsplätze im Netzwerk

Kurz gesagt: Ein Schulnetzwerk muss hinsichtlich Verfügbarkeit, Funktionalität, Stabilität, Modifizierbarkeit und Einfachheit ein „eierlegendes Wollmilchschwein“ sein. Ist dies überhaupt realisierbar? Die Ausführungen in dieser Veröffentlichung, die sich intensiv mit den obigen Forderungen auseinandersetzen, sollen Schritte auf dem Weg zu dem „fast perfekten Schulnetz“ aufzeigen und den im Regelfall zeit- und arbeitstechnisch überlasteten „Schul-Freizeit-Administratoren“ Hilfestellung für ihre Arbeit geben.